Roland Cube-LT-BK Cube Lite

Ich habe mir diesen kleinen Kasten geholt um meinen Marshall-Verstärker (15W) ein wenig abzulösen, weil dieser trotz seiner kleinen Leistung doch oftmals zu laut für die Wohnung war und mir der Clean- und Kopfhörer-Sound nicht gefällt. Ich wollte also einen Verstärker, den ich perfekt in Zimmerlautstärke spielen, aber auch gut mit Kopfhörern nutzen kann.

Die Qualität des Verstärkers in Kurzfassung: gut verbaut, ich konnte keinerlei qualitative Mängel festellen, da wackelt und klappert nichts.

Kommen wir zum Wesentlichen. Die Funktionen hat man innerhalb kurzer Zeit erfasst, 3 Modi; Clean, Crunch und Extreme, dazu eine 2-Band EQ, einen Drive- und ein Volume-Regler, eine Chorus- und Reverb-Funktion, das war es. Zusätzlich bietet der Verstärker noch einen Aux-In, der durch ein iPhone/iPod/iPad nicht nur als Aux-In, sondern auch Aufnahme-Eingang fungiert, alle Nicht-Apple-Besitzer (wie ich es bin) müssen sich mit einem normalen Eingang und einem zusätzlichen Kopfhörereingang zufrieden geben.

Die nachfolgenden Einschätzungen beziehen sich auf den Sound durch die Speaker, nicht mit Kopfhörern gespielt. Getestet habe ich mit meiner Düsenberg Starplayer Special.

Der Clean-Sound ist toll, ist aber leider auch so ziemlich der einzige Sound der mir wirklich gefallen hat. Erstaunlich warm, erstaunlich gut aufgelöst, auch ohne Kopfhörer ist der Grundsound des Verstärkers nicht zu verachten, er ist für seine Lautstärke echt gut. Wenn man den Verstärker weiter aufdreht, wird es aber schnell blechern. Wäre es mir nur um den Cleansound gegangen, hätte ich den kleinen wohl behalten.

Aber kommen wir zum Crunch-Modus und den fande ich absolut furchtbar. Mir ist klar, dass Roland hier einen stark mittigen Gitarrensound imitieren wollen, der "rotzt", aber es klingt einfach nur blechern, basslos und extrem langweilig. Der Drive-Regler ändert daran nichts.

Der Extreme-Modus gefällt mir schon eher. Ordentliche Zerre, gutes Fundament und sehr lebendig, nicht zu flach. Problematisch war für mich hier, dass der Drive-Regler nicht so gegriffen hat wie ich es mir gewünscht hätte. Selbst wenn man den Drive fast auf Null regelt, ist immer noch die "extreme" Verzerrung zu spüren. Einen richtig trockenen Rocksound bekommt man also nicht raus. Ich bin durch meinen Marshall 4 Verzerrungsstufen gewohnt, die habe ich dann doch recht schnell vermisst.

Chorus und Reverb sind beide gut. Chorus ist genau so, wie man sich ihn vorstellt und macht auch im Extreme-Kanal eine gute Figur (Black Sabbath lässt grüßen!?). Die Reverb funktion ist auch gut was den Sound betrifft, wird mir aber zu schnell zu "hallig", lässt sich also nicht so gut regeln, wie bei anderen Verstärkern.

Zu meinem wichtigsten Punkt und dem Punkt, warum ich den Roland zurückgeschickt habe: Der Kopfhörer-Sound stellt absolut nicht zufrieden. Der Volume-Regler regelt nur bis 12 Uhr / der Hälfte, alles was über 12 Uhr hinaus geht wird einfach nicht vom Amp bzw. dem Kopfhörer nicht übernommen. Ist der Sound bei ca. 12 Uhr zu leise, dann ist er eben zu leise. Habe mehrere Studio- und HiFi-Kopfhörer ausprobiert, das Problem liegt also beim Verstärker. Die beiden Verzerrungsmodi klingen auch furchtbar, man sollte ja nicht zu viel bei dem Preis erwarten, aber ich hatte wenigstens gehofft, dass es einigermaßen erträglich ist. Der Crunch-Modus klingt auch mit Kopfhörer viel zu blechern und mittig, ohne dass wirklich Rockgefühl aufkommt, der Extreme-Modus matscht komplett und bei Soli kann man teils nicht mal den Anschlag der Saiten noch raushören, der Ton steht einfach und es klingt schnell extrem "elektronisch". Dadurch natürlich schon eine Enttäuschung für mich.

Zusammenfassend bleibt zu sagen: Wer einen Verstärker sucht, der bei Zimmerlautstärke einen guten Clean-Sound ausgibt, der sollte sich den Roland einmal anschauen. Wer jedoch auf Zimmerlautstärke einen guten Zerrsound oder eine kleine Box für's üben mit Kopfhörern sucht, der sollte sich woanders umschauen.

Die Cube JAM App konnte ich mir leider nicht anschauen, aber gerettet hätte die den Verstärker leider auch nicht mehr.