H&K bringt meist Instrumente heraus, die an Feature-Reichtum nicht zu überbieten sind, zumindest nicht in der Analogwelt. Der Stompman ist keine Ausnahme. Mit diesem Ding wird aus einem Pedal Board ein vollwertiges Topteil, das man direkt an eine Gitarrenbox anschließt, und allein der schaltbare Einschleifweg und der regelbare Volume Boost sind das Eintrittsgeld schon wert.
Trotz sechs Drehreglern hat der Stompman allerdings keine Bass- Mitten- Höhenklangregelung, sondern nur einen Tone-Regler, der mir wie der Blackstar LSF zu funktionieren scheint: rechts Marshall-Höhen, links Boogie-Mitten. Aber das ist in Ordnung - die Feinregelung wird man auf den vorgeschalteten Pedalen vornehmen. Nicht so überzeugt bin ich vom Sagging-Regler, den H&K ja auf fast allen "Black Spirit"-Geräten verbaut und preist wie ein Geschenk Gottes. Wozu man die damit einzustellende simulierte Endstufen-Kompression bei einer Bodenpedal-Plattform braucht, weiß ich nicht, und nur aus Röhrenamp-Nostalgie damit seinen Sound vermatschen? Aber kein Problem, auf 9 Uhr hört man den Sag nicht.
So denn - Gain und Tone auf 15 Uhr, und los gehts mit der Telecaster. Und oh Wunder: Anders als die anderen H&K-Teile, die ich kenne, ist der Stompman endlich mal kein Gain-Monster. Mit einer Tele kriegt man selbst bei vollem Gain nur eine milde, aber sehr schöne Zerre hin. Und damit die erste Überraschung: ja, den Stompman könnte man auch ohne Pedale betreiben, einfach als Low Gain Gitarrenamp für Blues, Funk, Country! Und mit der Les Paul gehen da auch schöne Brat-Sounds, zu denen man eigentlich nur noch etwas Reverb braucht. Klasse, denn das heißt, das man wirklich nicht viele Pedale braucht, um mit dem Stompman das gewünschte "Mehrkanaler-Pedalboard" zu bauen. Ein Boost davor, und auch die Tele kriegt die etwas rauhere Zerre hin. Noch ein Overdrive dazu, und man hat seine drei Kanäle. Fertig!
Dadurch, das der Stompman nicht so teuer ist, ist er m.E. auch ideal dafür, sich ein zweites Pedalboard für besondere Szenarien anzulegen. Ich hab im Laufe der Jahre einige Pedale angesammelt, die ich nicht mit meinem Erst-Setup - dem BluAmp - verwende, und die ich jetzt hervorragend wieder zum Leben erwecken kann.
Alles in allem also eine hervorragende Kiste. Warum trotzdem leichte Abzüge bei Bedienung, Verarbeitung und Sound? Hauptgrund ist die Netzteilkonstruktion, die man so nur von Laptops kennt und die gar nicht zum Einsatzort auf einen platzoptimierten Board passt. Man muss irgendwie versuchen, das Ding unter dem Board festzutapen, aber das beeinträchtigt dann natürlich die Flexibilität. Und zweitens wäre anstelle des Sagging-Reglers ein Reverb praxisgerechter gewesen - da haben sich die Ingenieure aus meiner Sicht zu sehr in ihre eigene Erfindung verliebt.